Da ich nun ein Für – immer – Zuhause gefunden habe, wird es Zeit, meine Geschwister vorzustellen. Am besten kann meine Mama euch die Geschichten meiner neuen Familie erzählen, da ich noch nicht einmal geboren war, als sie passiert sind.
Mama wird also jetzt mal kurz übernehmen, damit ihr wisst, wer wir alle sind und wie das alles so angefangen hat.
Mama berichtet
Die Geschichten zu meinen Katzen sind nicht ganz so schnell erzählt, da sie alle ein mehr oder weniger bewegtes Leben hatten, bevor sie hier ein Zuhause gefunden haben.
Ich fange in der Reihenfolge an wie sie hier eingezogen sind, nämlich mit meiner Kati, mittlerweile nur noch Käthe genannt.
Dazu muss ich aber ein wenig ausholen und ein wenig von mir erzählen:
Wir hatten zuhause immer Tiere, Wellensittiche und Deutsche Schäferhunde, daher bin ich mit Tieren aufgewachsen. Mit dem Hund habe ich als Kind mein Eis geteilt, mit ihm auf dem Boden geschlafen und unsere Hunde waren immer meine besten Freunde. Als unsere Hündin damals eingeschläfert werden musste, ging für mich eine Welt unter. Wir bekamen dann wieder einen Hund, der mich auch 11 Jahre seines Lebens begleitet hat.
Schon als kleines Kind habe ich mit dem Reiten angefangen und hatte nach verschiedenen Reitbeteiligungen mit 17 dann ein eigenes Pferd.
Der musste leider eingeschläfert werden als ich 21 war.
Daher bin ich das Leben mit Tieren gewöhnt und konnte nie wirklich ohne Tiere sein.
Als ich dann von Zuhause in eine eigene Wohnung zog, wurde das Bedürfnis, ein Tier zu haben, immer größer.
Da ich von Kindesbeinen an immer Hunde hatte, wollte ich einen Hund, was aber arbeitsbedingt zeitlich ein Ding der Unmöglichkeit war. Meine beste Freundin meinte dann, ich solle mir eine Katze zulegen.
Katze?
Nein, irgendwie konnte ich mit den eigensinnigen, kratzbürstigen und unberechenbaren Tieren nichts anfangen. Lediglich die unglaublich kuschelig und gemütlich aussehenden Sachen aus dem gängigen Zoohandel, die es für Katzen gab, fand ich schon immer toll.
Diverse Gespräche mit besagter Freundin später wuchs in mir der Wunsch, eine Schmusekatze zu haben, die ich für mich „Muschikatze“ nannte.
Nun, so eine Muschikatze sollte vor allem schmusig sein, immer kuscheln wollen und vom Naturell eher gemütlich und ruhig sein.
So begann ich, meinen Männe von dem Gedanken bzw Wunsch zu überzeugen.
Er war schon immer eher Katzenmensch und gab mir mehrfach zu denken, dass eine Katze nun mal nicht erzogen werden kann und auch nur dann schmusen wird, wenn SIE will und nicht wann ich es will.
Diverse abendfüllende Diskussionen später beschloss ich, mich im Tierheim umzusehen.
Folgende Kriterien hatte ich für meine „Muschikatze“ zusammengestellt:
- ruhig
- gern älter und / oder mit Handicap
- schmusig
- menschenbezogen
- Wohnungskatze
- anfängergeeignet
Mit diesen Kriterien bewaffnet studierte ich Homepages von Tierheimen und suchte mir dort schon mal ein paar Kandidaten aus und fuhr hin.
Dort angekommen hab ich nach meinen Wunschkandidaten gefragt und alle 3 waren schon vermittelt.
Dann hab ich meine Kriterien vorgebracht und bekam zur Antwort: „Sowas haben wir nicht.“
Komisch, wo doch die TH voll sind von alten, kranken Katzen, die keiner haben will.
So hab ich mich dann doch mal im Katzenhaus umgesehen, aber trotz oder gerade wegen der Vielzahl der Kandidaten und meiner eigenen Unsicherheit aufgrund fehlender Erfahrung mit Katzen keine geeignete Katze gefunden.
Wieder daheim angekommen war ich frustriert und enttäuscht, aber der Gedanke nach einer „Muschikatze“ blieb.
So nahm ich Urlaub und bestellte am Abend einfach alles, was man für eine Katze braucht, per Overnight-Express und war mir sicher, meinen Plan nun endlich auch ohne geeigneten Kandidaten in die Tat umzusetzen.
Punkt 12 Uhr kam alles an. Also schnell Kratzbaum aufbauen, Wohnung umräumen, alles herrichten, denn das TH machte um 14 Uhr auf.
Also stand ich Punkt 14 Uhr bewaffnet mit einem Transportkorb, meiner besten Freundin und meiner Mutter beim TH.
Wir drehten dann unsere Runden im Katzenhaus. Eine junge, schwarz-weiße Katze namens Pauline erregte sofort jedermanns Aufmerksamkeit, da sie jeden laut miauend begrüßte und sich anschmiegte und man kaum einen Schritt gehen konnte, da sie an einem klebte.
Dieses überaus aufdringliche und zutrauliche Wesen gefiel mir. Weniger gefiel mir aber, dass sie alle anderen Katzen anfauchte und wie wild auf sie losging, sobald sie auch nur in die Nähe kamen.
Meine Freundin meinte, dass ich diese Katze niemals alleine zuhause lassen könnte, da sie aufgrund ihres Wesens sicherlich die komplette Bude zerlegen würde, wenn sie nicht 100% Aufmerksamkeit bekäme.
Also war Pauline aus dem Rennen, wurde aber am selben Tag noch von einem älteren Ehepaar adoptiert.
Meine Freundin hingegen hatte sich einer schwarz – weißen Katze zugewandt, die teilnahmslos mit offenen Augen in einem Körbchen lag.
Heute weiß ich, dass es schwere Nickhautvorfälle in beiden Augen waren, aber damals dachte ich: Was hat diese Katze für komische Augen?
Die Katze stand, kaum wurde sie von uns angesprochen, aus ihrem Korb auf und beschnüffelte unsere Hände. Buckelnd und Köpfchen gebend rieb sie sich an uns.
Dann wollte sie fressen, aber Pauline ging dermaßen auf sie los, dass die andere Katze wieder in ihren Korb flüchtete. Sie legte sich hin und sah mich an, direkt in meine Augen.
Und was soll ich sagen?
Mit ihren von Nickhaut fast komplett überzogenen Augen sah sie direkt in mein Innerstes und in diesem Moment fühlte ich einen Schmerz in mir, der so stark war, dass ich ihn kaum ertragen konnte. Im Blick dieser Katze lag ein Schmerz, als würde sie sämtliches Leid der Welt mit einem Blick aus ihren Augen direkt in meine Seele spiegeln.
Ich war völlig überwältigt vom unglaublichen Schmerz in ihrem Blick, dass ich wusste, dass die Katze mit den komischen Augen zu mir gehört.
Also ging ich zur Tierpflegerin und zeigte ihr die Katze. Die Frau war sehr verwundert, da die Katze wohl sehr schüchtern sei und sich nicht anfassen ließe. Bei uns schmuste sie nach wie vor und die TH-Mitarbeiterin meinte: „Da haben sich ja welche gefunden.“
Sie sagte, dass Kati (das war der Name der Katze) ein Fundtier sei, die mit einem Kater zusammen aufgefunden worden war. Der Kater war aber aufgrund seines freundlichen und wenig zurückhaltenden Wesens schnell vermittelt worden.
Dann regelten wir den Papierkram und holten das Transportkörbchen. Die Tierpflegerin wollte, dass wir nicht beim Einfangen der Katze dabei sein sollten, damit sie das negative Erlebnis nicht auf uns bezieht. Ich wollte aber dabei sein.
So hielt ich den Transportkorb fest, öffnete ihn und Kati sah mich aus ihren komischen Augen an. Ich spürte Angst, Schmerz und Verzweiflung.
Ich sagte ihr: Na komm Mäuschen, wir fahren nach Hause.
Und was machte sie?
Richtig, sie stieg ganz ohne irgendein Zutun von uns in den Korb.
Eine Katze für Mama
Nun hatte ich also eine Katze. Ob sie die gewünschte Muschikatze werden würde war noch völlig unklar.
Auf der Rückfahrt vom TH war sie in der Box total entspannt. Meine Freundin öffnete die Transportbox und konnte sie während der gesamten Fahrt streicheln und sie verfiel in ein leises Schnurren.
Dabei fiel uns auf, dass sie wirklich sehr sehr dünn war. Wir beschlossen, sie noch in der Box auf die Waage zu stellen.
Daheim angekommen packten wir sie auf die Waage und öffneten dann das Körbchen. Sie kam gleich raus und verkroch sich im Bad im Katzenklo. Immerhin hatte sie das schon mal gefunden. Der Gewichtscheck ergab 1,8kg. Altersmässig wurde sie vom TH auf ca 2 Jahre angegeben. Das kam mir alles komisch vor. Sie war eben nur Haut und Knochen, die Wirbelsäule stand oben raus und hinten das Becken.
Nach etwa einer halben Stunde (wir hatten es uns im Wohnzimmer gemütlich gemacht) hörten wir es im Katzenklo plätschern, Madam hatte Pipi gemacht. Was hab ich mich gefreut.
Dann kam sie langsam aus dem Bad, schaute sich um und fand direkt den Fressnapf im Flur.
Unbedarft und uninformiert, wie ich ja an das Ganze schämenswerterweise herangegangen war, hatte ich ihr TroFu von RC besorgt und NaFu von Felix.
Meine Freundin hatte mir erklärt, dass NaFu so eklig riecht und sie daher nur TroFu gibt und dass das völlig ok sei. Vom Tierheim gab es keine Infos, was sie zu fressen bekommen hatte.
Nun gut, beides wurde auf Anhieb inhaliert und Kati kam zu uns ins Wohnzimmer gestapft, putzte sich kurz und kam dann zu mir aufs Sofa gehüpft.
Uns fielen die Augen raus, wir konnten es nicht glauben.
Sie kletterte auf meinen Schoß, legte sich hin und ließ sich kraulen. Sie räkelte und streckte sich und warf sich auf den Rücken, damit ich ihren Bauch streicheln konnte.
Dort fiel mir gleich ein taubeneigroßer Knubbel am Gesäuge auf.
Unsere alte Schäferhündin hatte Mammatumore gehabt und musste deshalb eingeschläfert werden, daher brach bei mir gleich Panik aus. Das Teil war hart, gut abgegrenzt und liess sich bewegen. Ich beschloss, das zeitnah abklären zu lassen. Dann genoss ich erst mal das schnurrende, schlafende Bündel, das sich auf dem Rücken liegend von mir den Wams kraulen ließ.
Nach einer Weile stand sie auf und ging wieder zum Klo. Etwas eifriges Gescharre später wehte mir eine Duftwolke um die Nase, die mich fast erbrechen ließ. Puh, das hatte ich mir aber weniger widerlich vorgestellt.
Ich sah nach und das komplette Klo (damals noch mit Haube) war von Durchfall verspritzt, auch die Katze war hinten völlig vollgekotet.
Und es stank dermassen abartig, dass mir das Tier nur noch leid tat.
Ich wusch das Klo, warf das komplette Streu weg, machte alles neu und schnappte mir einen Waschlappen. Kati ließ sich alles komplett lieb gefallen.
Es wurde also der Plan gefaßt, am nächsten Tag zum Tierarzt zu fahren.
Den Rest des Abends verbrachten wir mit schmusen.
Als Männe von der Arbeit nach Hause kam, wurde er begrüßt als wenn alles schon immer so gewesen wäre.
Sie fraß wie ein Scheunendrescher, alles lief prima.
Mit Männe war vorher vereinbart worden, dass Katze nicht ins Schlafzimmer darf. So weit so gut. Wir also irgendwann ins Bett, Tür zu.
Sofort ging es los. Sie kratzte, weinte, gab Töne von sich, die einfach jedes Herz erweichen mussten, so auch das von Männe. Er hat immerhin ganze 10 Minuten ausgehalten, bis er aufstand. „Du weisst schon, dass die dann immer rein muss, wenn du ihr das erst einmal erlaubt hast?“ „Jo, weiss ich, ich will nix hören!“
Ab dem Tag schlief sie in unserem Bett, eng an mich gekuschelt.
Drama am ersten Morgen
Morgens musste Männe zur Arbeit. Ich hatte ja noch Katzenurlaub und blieb noch etwas liegen. Kati bekam ihr Frühstück von Männe und er fuhr zur Arbeit.
Nach dem Frühstück, wir hatten genau 6:30Uhr, beschloss Madam, ein wenig mehr das Schlafzimmer zu erkunden.
Wir hatten uns vorher überlegt, was wir in der Wohnung katzensicher machen mussten, im Schlafzimmer stand nur der Kleiderschrank etwas weit von der Wand weg, da unsere Wände unglaublich schief waren. Aber da der Kleiderschrank 2m hoch und keine Aufstiegsmöglichkeit in der Nähe war, stuften wir ihn als sicher ein.
Kati kletterte auf unserer Kommode rum, die gegenüber vom Kleiderschrank an der Wand stand, also viiiel zu weit weg und zu niedrig, um irgendwie auf den Schrank zu kommen.
Ich lag noch im Halbschlaf rum und beobachtete sie ein wenig.
Sie sprang dann von der Kommode auf die offen stehende Zimmertür, balancierte auf der Tür rum. Ich schimpfte mit ihr, weil ich Angst hatte, dass sie fällt.
Bevor ich auch nur aufstehen konnte, hüpfte sie aufs Bücherregal, was auch ca 2m hoch war und spazierte dann auf den Kleiderschrank. Ich rief sie und schimpfte und beschloss, nach dem Frühstück die Lücke, die oben am Kleiderschrank zur Wand war, mit Büchern abzudecken, da der Schrank unten an der Fussleiste stand und somit ein Spalt vorhanden war.
In dem Moment ein kratzendes, schabendes, plumsendes Geräusch. Sie war in den Spalt hinter das Monstrum von Kleiderschrank gefallen. Sie kratzte wie irre, in Panik und schrie um ihr Leben.
Nachdem ich also realisiert hatte, was mit Kati passiert war, sprang ich aus dem Bett und zerrte und zog am Kleiderschrank als wenn der Teufel hinter mir her wäre.
Leider hatten wir zu dem Zeitpunkt einen Hochflorteppich als Auslegware im Schlafzimmer, auf dem der 2mx2m Kleiderschrank stand. Er ließ sich also nicht 1mm bewegen. Und von hinter dem Schrank hörte ich das panische Kratzen meiner Katze, jedes Geräusch zerriss mir das Herz und ich geriet in völlige Panik als ich merkte, dass ich gegen das Schrankmonstrum nichts ausrichten konnte.
Ich rief also, irrational wie ich war, meine Mutter an, die gegenüber wohnt. Sie war noch im Bett und ich brüllte in das Telefon: “ Du musst SOFORT kommen, die Katze is hinterm Schrank!“ und knallte auf. Ich riss und ruckelte am Schrank und stellte fest, dass sich das Montrum einzig und allein nach vorne (auf mich drauf) hätte kippen lassen.
Das wollte ich aber nicht riskieren, da ich ja nicht wusste, wie tief Kati nach unten durchgefallen war und wie eng es dort war, wo sie eingeklemmt war. Ich konnte nicht riskieren, sie zu zerquetschen.
Leider war sie an die Seite des Schrankes gefallen, wo die Bücherregale angrenzten, so dass ich sie dahinter nicht sehen konnte. Der Spalt war nicht mal eine halbe Hand breit, unvorstellbar, dass da eine Katze eingeklemmt sein konnte.
Ich schob und zog weiter an dem Schrank, heulte, zitterte und wartete auf meine Mutter.
Dann kam mir die Idee, hinter den Schrank zu greifen, vielleicht konnte ich sie fassen oder sie sich zumindest an meiner Hand festhalten, damit ich sie rausziehen konnte.
Also schob ich den Arm hinter den Schrank so weit ich konnte und sie griff sogleich zu und rammte ihre Krallen in Panik tief in mein Fleisch, aber sie konnte sich nicht so sehr festhalten, dass ich sie raufziehen konnte. Durch das Blut, was aus meinen Wunden strömte, wurde meine Haut zu glatt.
Meine Mutter traf ein und wir rissen die Klamotten aus dem Schrank, um das Gewicht zu reduzieren. Sie fragte nach meiner Hand, aber es war mir so egal, dass ich auf den Teppich und die Klamotten blutete. Es ging um Katis Leben und darum, dass es meine Schuld wäre, wenn sie stirbt.
Wir schoben und zerrten dann an dem leeren Schrank, aber durch den hohen Teppich hatten wir keine Chance. Der Schrank war durch die Jahre eingesunken und immer noch viel zu schwer.
Meine Mutter schlug vor, den Schrank auseinanderzubauen, aber das hätte viel zu lang gedauert. Der Schrank hatte Falttüren mit einem doof-komplizierten Mechanismus, das hätte ewig gedauert, nur die Türen zu entfernen. Und da die Türen auf einem Schienensystem befestigt waren, konnte man weder Seiten-noch Oberteil abnehmen, solang die Türen noch dran waren.
Also riss ich mit aller Gewalt an den Türen und brach die Scharniere aus dem Holz. Völlig sinnfrei, aber egal.
Ich probierte dann, die Rückwand des Schrankes von innen zu entfernen, da ich keine andere Chance hatte, schnell an das Tier zu kommen.
Leider ist bei solch einer Sache das Problem, dass man von innen keinerlei Ansatzpunkt für Werkzeug oder ähnliches bei so einer Schrankrückwand hat. Ich wollte die Rückwand aber nicht einfach nach hinten herausdrücken, da ich weder wusste, auf welcher Höhe Kati sich befand, noch wieviel Platz ihr dahinter wirklich zum überleben blieb. Ich wollte sie unter garkeinsten Umständen noch mehr verletzen.
Also griff ich wieder hinter den Schrank, um die Höhe, wo sie steckte, abschätzen zu können. Sie war wirklich bis ganz unten durchgefallen.
Es wurde dann auf einmal ganz ruhig hinter dem Schrank, das Kratzen hatte aufgehört.
Meine Panik stieg ins unermessliche, ich brüllte meine Mutter an, heulte, war verzweifelt.
Ich dachte, sie sei tot.
Dann kam mir eine Idee:
Ich wollte die Rückwand zersägen, dafür hebelte ich sie auf der einen Seite mit einem Schraubenzieher aus, damit ich die kleine Säge irgendwo ansetzen konnte. Da Kati ja ganz unten saß, wählte ich die Mitte des Schrankes, um sie nicht mit der Säge zu verletzen.
Ich zog, nachdem die Rückwand an einer Seite eine ganz kleine Lücke bot, die Rückwand nach innen in den Schrank, um Kati etwas Platz zu verschaffen, dann sägte ich auf der Rückwand rum. Als ich die Hälfte durchgesägt hatte, verlor ich die Nerven und riss mit einem Akt der Gewalt die restliche Rückwand aus dem Schrank und ein schwarzes Etwas schoss aus dem Schrank ins Wohnzimmer unters Sofa.
Meine Mutter erlitt einen Kreislaufkollaps und musste sich hinlegen. Ich sah nach der Katze, die äußerlich unversehrt unterm Sofa saß.
Im Schlafzimmer herrschte Chaos. Schrank mit zerrissener, nach innen hängender Rückwand, Blut, sämtliche Klamotten, die rausgerissenen Schranktüren.
Super, hauptsache der Katze gehts gut.
Ich lockte Kati hervor und sie hatte tasächlich nicht einen Kratzer.
Vor Erleichterung brach ich im Wohnzimmer heulend zusammen.
Dann stand mir noch bevor, meinen Männe in Kenntnis zu setzen. Ich rief bei ihm auf der Arbeit an, erzählte ihm unter viel Geheule und Geschluchze alles und er sagte: „Naja, du wolltest ja eh nen neuen Kleiderschrank.“
Den restlichen Tag verbrachte ich damit, den zerstörten Kleiderschrank zu flicken, alle Klamotten wieder einzuräumen und meine Wunden zu verpflastern. Den Gang zum Tierarzt wollte ich mir und dem armen traumatisierten Kätzchen für den nächsten Tag aufheben. So sicherten Männe und ich am Abend noch den Kleiderschrank ab, damit sowas nicht nochmal passiert.
Im Laufe des Tages war mit Kati alles ok, sie frass, trank und benutzte ihr Klo, auch wenn sie immer noch Durchfall hatte.
Dann sah ich das erste Mal, wie sich Kati am Ohr kratzte. Sie kratzte und schrie dabei ganz furchtbar, wie „Auauauau“ hörte sich das an. Ich sah nach und in ihren Ohren war alles schwarz. Ich rief meine Freundin an und fragte, was das sein könnte und sie tippte auf Ohrmilben.
So vereinbarte ich dann einen Termin mit dem Tierarzt für den nächsten Tag, schliesslich hatten wir einige Baustellen: Durchfall, Untergewicht, eine Vergrößerung am Gesäuge und irgendwas an den Ohren.
Fehler sind da, um gemacht zu werden
Ich hockte mich dann an den PC, um mal Tante Google zu befragen, was es an Katzenohren so geben kann, weswegen man so furchtbar „Aua“ schreien muss.
Ein paar schaurige und besorgniserregende Suchergebnisse später stieß ich auf ein Katzenforum. Dort gab es einen langen Beitrag über Ohrmilben und andere schlimme und viel schlimmere Ohreninfektionen. Wenig beruhigt und immer noch leicht gestresst wegen der Kleiderschrankaktion konnte ich die Nacht vor dem Tierarztbesuch nicht schlafen. Ich wühlte mich die halbe Nacht das Forum rauf und runter, suchte nach Durchfall, Untergewicht, Knubbeln am Gesäuge und wurde natürlich fündig.
Von Mastzellentumoren über Giardien und anderes komisches Zeug war dort die Rede, alles wurde wieder gegoogelt, wikipedisiert und mir dabei richtig übel.
Meine kleine Muschikatze hingegen pennte völlig entspannt auf meinem Schoß, fraß wie eine Wahnsinnige und ich durfte nach jedem Klogang das ganze Klo waschen.
Im Forum stieß ich dann auf die Ernährungsrubrik und war das xte Mal an diesem nicht enden wollenden Sch….tag entsetzt. Aber diesmal von mir selbst, denn ich hatte wirklich alles falsch gemacht was nur ging.
Erst mal wurde ich richtig sauer auf das blöde Forum, weil ich einfach nicht glauben konnte oder wollte, dass alles, was in der Werbung kam, Müll sein sollte.
Ein winzig kleines Weltbild, das ich mir als frischgebackene 24-Stunden-Katzenmama aufgebaut hatte, brach vor mir zusammen.
Dann wurde mir bewusst, dass keiner mich dort kennt und demzufolge sicher auch kein persönliches Problem mit mir haben konnte. Ich hatte mich persönlich angegriffen gefühlt von ein paar Zeilen Text. Ich folgte diversen Links zu Futterbestellseiten, las, googelte, wühlte mich durch das gesamte Ernährungsgebiet des Forums und war entsetzt, aber auch völlig überzeugt, dass ich dringenst und sofort was ändern würde.
In einem Beitrag war ich darauf gestoßen, dass Kitten so viel essen dürfen wie sie wollen, damit sich ein natürliches Sättigungsgefühl einstellen konnte. So sollte man auch mit unterernährten Katzen verfahren, die Hunger gelitten hatten, da diese wohl zu maßlosem Fressen neigen würden.
Das konnte ich mehr als bestätigen. Kati fraß immer und alles. So bestellte ich in der Nacht bei diversen Online-Shops vernünftige Nassfuttersorten, von jeder Geschmacksrichtung und jeder Sorte, bis der Warenkorb voll und Frauchens Konto um 200€ leerer war.
Auch eine Schonkost gegen Durchfall hatte ich gefunden und holte sogleich das gefrorene Hähnchen aus dem Tiefkühler, damit ich noch vor dem Tierarztbesuch Katis Schonkost kochen konnte.
Kati grunzte friedlich neben mir im Schlaf. Ich kuschelte mich an sie und musste weinen. Es tat mir so unendlich leid, dass ich mich nicht vorher informiert hatte. Dass sie das falsche Futter bekommen hatte und wegen meiner Dummheit fast gestorben wäre.
Das war der erste Tag, an dem ich in ihr Fell weinte und sie meine Tränen einfach mit ihrer rauhen, so ganz anderen Zunge wegschleckte.
Gott, ich kannte sie gerade etwas mehr als 24 Stunden und sie verstand einfach alles. Sie war das, was mir die letzten Jahre gefehlt hatte ohne dass es mir bewusst war.
Ohne auch nur eine Minute Schlaf hatte ich meine erste Nacht im Katzenforum verbracht und war trotz der wenigen Stunden um wahnsinnig viele Informationen reicher. Ich hatte mir fest vorgenommen, jetzt alles richtig zu machen und ihr eine gute Mama zu sein. Sie war ja schließlich meine Muschikatze. Daher kochte ich ihr am frühen Morgen das Huhn in wenig Wasser und gab es ihr mit der Brühe zum Frühstück, was sie natürlich sofort verspeiste.
Ich ging in den Keller, holte das Transportkörbchen und rief meine kleine Muschikatze. Völlig relaxt stellte ich den Korb ab und wollte sie wie im Tierheim freundlich bitten, dort einzusteigen. Da hatte ich aber die Rechnung ohne die Katze gemacht. Sie hatte sich schneller als ich gucken konnte ins Schlafzimmer unters Bett verzogen.
Kein rufen und kein locken konnte sie auch nur annähernd dazu bringen, sich zu zeigen.
Also wurde das zweite Mal in 24 Stunden mein Schlafzimmer zum Schauplatz von Unordnung, Chaos und negativen Emotionen. Meine kleine Kati liess mich Bettdecken, Matratzen und Lattenroste ausbauen und saß dann laut knurrend und fauchend in der Ecke. Völlig perplex griff ich nach ihr und konnte das zusammengekauerte Bündel in die Box verfrachten.
Ich fuhr mit ihr zu unserem alten Haustierarzt, wo sie sich ebenfalls knurrend und fauchend weigerte, aus ihrer Box zu kommen.
Ein paar Minuten und ein wenig Gezeter später saß meine Süße auf dem Behandlungstisch und war in einer Starre. Sie bewegte sich gar nicht mehr.
Der Arzt hörte sich unsere Geschichte an und kontrollierte als erstes die Ohren. Dort durfte ich mir dann auch das ganze Gekrabbel dort drin mal ansehen.
Der Gehörgang war komplett schwarz, voller flockiger Krusten und es krabbelten, wie ich dann erfuhr, Ohrmilben in Hülle und Fülle dort drin rum.
6 schwarze Tupfer später hatte er einen Teil der Verkrustungen entfernt und es kam Eiter raus. Kati sagte während der ganzen Prozedur kaum was, nur wenn es wohl extrem weh tat, hörte man wieder das furchtbare „Auauauauau“. Er meinte, einen so starken Befall habe er schon lang nicht mehr gesehen und beide Ohren wären völlig entzündet.
Er gab uns Spot-on gegen Milben, einen flüssigen Ohrenreiniger zur Entfernung der Krusten und eine Depot-Antibiotikaspritze, da wohl eine lokale Antibiose aufgrund der starken Verunreinigungen gar nicht an die Ohrenhaut gekommen wäre.
Wegen des Durchfalls hatte ich clevererweise bzw dank meines Forums noch in der Nacht Kot gesammelt, der untersucht werden konnte. Giardien wurden nicht gefunden, daher bekamen wir ein Aufbaupräparat, Bactisel, das uns erst mal weiterhelfen sollte.
Der Knubbel am Gesäuge gefiel ihm auch ganz und gar nicht. Er meinte, er könnte von aussen auch nicht sagen, um was es sich handelt. Ein Lipom schloss er wegen der Struktur aber aus. Er tippte entweder auf eine Brustdrüsenentzündung oder einen Mammatumor.
Für einen Mammatumor hätten wir das Gewebe biopsieren lassen müssen. Das tat mir beim Gedanken daran schon weh. Der Tierarzt hatte dann die Idee, es erst einmal mit einer Antibiose gegen die vermutliche Brustdrüsenentzündung zu versuchen. Sollte das Erfolg bringen, wüssten wir ja, dass es kein Tumor sei. Innerhalb der nächsten 2 Wochen sollten wir also 2x pro Woche für die Antibiotikaspritze kommen.
Katis Ohren mussten nun 2x täglich mit dem Ohrenreiniger behandelt werden. Diese Behandlung war die Hölle für sie. Wir mussten sie 2x täglich austricksen, uns auf sie werfen, sie fixieren und ihr nasses Zeug in die Aua-Ohren schütten und gut einmassieren. Sie tat mir wahnsinnig leid. Und sie hasste uns dafür.
Wenn wir uns nur näherten, fauchte sie und rannte unters Bett.
Kastration
In der übernächsten Nacht war sie extrem anhänglich, schmusig, warf sich immer vor mir hin und fing auf einmal an zu brüllen wie am Spieß. Sie schrie und weinte und liess sich gar nicht beruhigen.
Ich sprang aus dem Bett, gab ihr essen, massierte ihren Bauch, aber nichts half. Völlig fertig und in Sorge beschloss ich, wieder mein Forum zu befragen. Dort suchte ich und wurde schnell fündig: Madam war wohl rollig geworden. Nun wälzte ich das Forum und las alles über Kastration, Sterilisation, deren Unterschiede und warum das so dringend notwendig ist.
Direkt um 8 rief ich wieder den Tierarzt an und bekam einen Termin noch am selben Nachmittag. Muschikatze durfte also nicht frühstücken und sollte noch am selben Tag kastriert werden.
Während der OP wartete ich draußen und war so in Sorge um mein noch so neues Mäuschen. Der Tierarzt erklärte, dass sie wohl dauerrollig war und sich daher auch schon die Brustdrüsenentzündung gebildet hatte, daher der schnelle Termin.
Kati war noch völlig zugedröhnt und schlief in ihrem Korb, als wir nach Hause fuhren. Ich blieb die ganze Nacht bei ihr auf dem Sofa und wechselte regelmäßig die Einlagen im Körbchen, da sie sich mehrfach einpinkelte.
Sie stank erbärmlich, so dass ich sie wieder mit dem Waschlappen bearbeiten musste. Am nächsten Tag hatten wir alles überstanden und zu unserem Glück kam das Katzenfutter an dem Tag an.
Kati bekam so viel sie wollte und schaffte mühelos 800g hochwertiges NaFu am Tag.
Sie nahm jeden Tag zu und hatte nach 2 Wochen ihr Gewicht verdoppelt.
Katis Knubbel war auch nach 14 Tagen verschwunden, schon am zweiten Tag war er merklich kleiner geworden. Nur die Ohrmilben hielten sich hartnäckig. Wir ließen die Ohren nach 14 Tagen nochmal untersuchen, bekamen weiteres Spot-on und die ersten Ohrentropfen zur weiteren lokalen Behandlung. So mussten wir noch 1x täglich den Reiniger anwenden und 1x täglich die Tropfen. Super, weiter jeden Tag das arme Tier misshandeln, was sie uns mehr und mehr übel nahm.
Mein Urlaub war ja nun auch zu Ende und Kati war allein, während wir arbeiten waren. Meine Mutter sah alle 2 Stunden nach ihr, sie sagte, Kati schliefe immer, wenn sie da wäre.
In der ersten Woche freute sich Kati sehr, wenn ich heim kam. Zumeist war meine Mutter da und Kati lag auf ihrem Schoß und ließ sich kraulen.
Auch abends kam sie mit ins Bett, ich kraulte sie und wir schliefen immer gemeinsam ein. Alles lief wirklich super, auch wenn es mir nicht so sehr gefiel, sie alleine zu lassen.
Sie wurde immer aufdringlicher und folgte mir überall hin, bis auf die Toilette. Sobald ich saß, hing sie auf mir und wollte gestreichelt werden ohne Pause. Sie hatte ja so viel nachzuholen.
Aggression
Einen Abend dann war ich müde und ging ins Bett, Kati wie üblich mit mir.
Sie lag auf meinem Bauch, war aber nicht wie gewöhnlich entspannt. Sie hatte ihre Beine unter den Körper gezogen und peitschte mit dem Schwanz. Ich streichelte sie wie üblich und redete mit ihr und sie schnurrte. Das Peitschen ließ nach.
Irgendwann nickte ich kurz ein und wurde durch das heftige Peitschen ihres Schwanzes wieder wach.
Sie lag auf meiner Brust und starrte mich im Dunkeln mit ihren großen gelben Augen an. Der Mond stand genau auf unserem Schlafzimmerfenster, so dass ich ihren Umriss erkennen konnte und vor allem ihre Augen im Dunkeln deutlich leuchten sah. Was war nur los mit ihr? Mein Herz schlug schneller und ehrlich gesagt wurde mir ein wenig mulmig, so wie sie mich anstarrte. Ich blinzelte sie an, aber sie starrte weiter, peitschend aus großen gelben Augen. Sollte ich sie streicheln oder lieber in Ruhe lassen? Meine Gedanke war noch nicht am Ende, da riss sie plötzlich die Augen noch weiter auf und sprang mir mit ausgefahrenen Krallen mitten ins Gesicht.
Ich riss die Hände vors Gesicht, aber es war schon zu spät. So schnell wie sie war hatte ich keine Chance, ihren Krallen zu entgehen.
Sie fauchte und sprang vom Bett und hinterließ einen blutigen Kratzer auf meiner Stirn. Völlig entsetzt sprang ich auf.
Dann überlegte ich kurz und hielt inne. Mein Freund würde gar nicht begeistert sein, im Gegenteil. Nachher würde er wollen, dass ich sie abgebe, wenn sie uns gegenüber aggressives Verhalten zeigte.
Ich entschloss mich also dazu, mich wieder hinzulegen. Etwa eine halbe Stunde später kam Kati wieder schnurrend ins Bett, kuschelte sich in meine Armbeuge und ließ sich von mir das mittlerweile doch sehr rund gewordene Bäuchlein kraulen. Ein wenig verunsichert und ängstlich vor einer weiteren Attacke hatte ich eine unruhige Nacht.
Lange überlegte ich, was nun zu tun wäre.
In den darauffolgenden Tagen griff sie mich nachts regelmäßig an und schlug mir dabei mit ausgefahrenen Krallen ins Gesicht. Jedes Mal sprang sie danach von selbst auf und rannte fauchend davon. Außerdem begann sie mir beim streicheln in die Hand zu beißen. Ich googelte und fand heraus, dass es sich um Liebesbisse handeln musste, die aber derart heftig waren, dass sie weh taten und Spuren auf der Haut hinterließen. Nachdem sie gebissen hatte, fauchte sie immer, duckte sich, schlug nach mir und versteckte sich unter dem Bett oder dem Sofa.
Meine Vermutung war, dass sie aufgrund dieser heftigen Bisse geschlagen worden war. Also versuchte ich, die Bisse ohne große Reaktion zu ertragen und sprach dabei ruhig mit ihr.
Nach ein paar Tagen wurde es besser, sie schlug dann immer noch nach mir, flüchtete aber nicht mehr. Lediglich die Angriffe in der Nacht blieben, ich traute mich in meinem eigenen Bett kaum noch, mich zu bewegen.
Sie schlief dann abends auf der Seite meines Freundes und fauchte ihn an, als er abends in sein Bett wollte. Sie schlug nach ihm und verteidigte sein Bett, sie war nicht bereit zu weichen. Wir hoben dann die Decke unter ihr an und sie musste dann zwangsläufig aus dem Bett raus. Das kommentierte sie mit heftigem Fauchen und Knurren. Man konnte regelrecht Angst vor ihr bekommen, wenn sie sonst nicht so ein unglaublich schmusiges und liebenswertes Kätzchen gewesen wäre.
Eines Morgens, wir waren gerade aufgestanden, lief mein Freund in der Wohnung auf und ab, da er gerade mit seiner Familie telefonierte, sprang sie ihm an die nackten Beine, krallte sich rein und versuchte zu beißen.
Mit Schmerzgeschrei und voller Schreck schüttelte er die Katze ab, die hocherhobenen Schwanzes davonstolzierte.
Mir war klar, dass das Ärger geben würde und dass wir ein dickes Problem hatten. Irgendetwas stimmte mit unserer Maus nicht. Aber was?
Mein Freund war sauer. Er meinte, es könnte ja nicht angehen, dass er sich weder gefahrlos in sein Bett noch sich irgendwie frei in der Wohnung bewegen konnte, ohne dass die Gefahr bestand, Opfer ihrer Angriffe zu werden. Mit einem Blick, von dem ich genau wusste, was er bedeutete, schaute er mich an. So hatte er sich das Zusammenleben mit einer Katze nicht vorgestellt. In der eigenen Wohnung jede Bewegung überdenken zu müssen und sich ständig umzuschauen, ob man angegriffen wurde, war kein schönes Gefühl. Und was sollte ich sagen? Er hatte ja Recht. Ich selbst hatte, obwohl ich es nie zugegeben hätte, selber ein wenig Angst vor ihren unvorhergesehenen und plötzlichen Attacken ohne jede Vorwarnung.
Keine Einzelhaltung
Eine Abgabe stand für mich nicht zur Diskussion. Er wollte das auch nicht von mir verlangen, da er wusste, wie sehr ich an ihr hing. Wir einigten uns darauf, dass ich in meinem Forum nach Rat suchen würde und wir schauen würden, was uns dort geraten wurde.
Ich erstellte also einen Beitrag, in dem ich so genau und detailliert wie möglich beschrieb, wie sich Kati verhielt. Es dauerte auch nicht lange und wir erhielten die ersten von doch nachher ganz schön vielen Antworten. Ich las sie meinem Freund vor und was er zu hören bekam, war nicht das, was er sich erhofft hatte:
Uns wurde geraten, eine weitere Katze anzuschaffen mit ähnlichem Charakter und in ähnlichem Alter. Unsere Kati habe zu viel überschüssige Energie und niemanden zum toben und raufen, niemanden, der ihre Spache sprach.
Mit uns spielte sie nie, nicht mit der Angel, nicht mit Mäusen, einfach gar nicht. Sie schlief oder ließ sich kraulen, alles andere interessierte sie nicht. Sie lief auch keinem Leckerli hinterher, das geworfen wurde. Man musste es ihr direkt vor die Nase geben oder sie ignorierte es. Lediglich ihre angestaute Energie und ihren Frust, alleine zu sein liess sie an uns aus.
Sie wollte, da sie ja niemanden hatte, rund um die Uhr von uns bespaßt werden, was aber nicht möglich war. Mittlerweile biß und kratzte sie auch meine Mutter, wenn sie zwischendurch nach ihr sah.
Also klang es für mich logisch, dass ich kein geeigneter Spiel-und Tobekamerad sein konnte. Mich befiel das schlechte Gewissen, dass ich nicht von selbst darauf gekommen war. Wie konnte ich nur glauben, dass sie alleine bei uns glücklich war?
Ich freute mich andererseits auch über die Antworten, da ich ohnehin gerne insgeheim eine weitere Katze haben wollte. Das Zusammenleben mit einer Katze fand ich trotz der ganzen Probleme doch einfach toll. Mein Freund hingegen gab zu bedenken, dass unsere Wohnung mit nur 50qm zu klein sei für eine zweite Katze. Auch darauf suchte ich eine Antwort im Forum und bekam zu hören, dass es zwar nicht optimal aber okay sei, wenn man in die Höhe baute und die Wohnung katzengerecht einrichten würde.
Da wir sowieso vorhatten, möglichst bald in eine größere Wohnung umzuziehen, war es ja ohnehin nur eine Frage der Zeit. Unser Umzug war für Ende Oktober, also in 10 Wochen geplant. DIe neue Wohnung war ja Gott sei Dank schon gefunden und mit knapp 80qm deutlich größer und somit katzengerechter. Wir einigten uns auf eine zweite Katze, sobald wir den Umzug geschafft hatten.
Katis Ohren waren ja immer noch behandlungsbedürftig, sie schrie immer noch beim Kratzen und die Ohren waren innen immer noch schwarz. Jeden Tag mussten wir ihr Reiniger und Salbe in die schmerzhaften Gehörgänge eingeben und jeden Tag wurde es schwieriger. Sie flüchtete schon, wenn sie uns oder die Flasche sah. Nur auf dem Sofa erschienen wir friedlich und ungefährlich, so dass sie weiter kuschelte und bei uns auf dem Schoß schlief. Irgendwann erschien uns das dummerweise als gute Gelegenheit, ihr die verhaßte Prozedur anzutun, da sie ja nicht damit rechnete und das Überraschungsmoment somit auf unserer Seite war. Das führte natürlich dazu, dass sie uns nicht mehr vertraute und flüchtete, sobald wir uns bewegten.
So konnte es nicht weitergehen. Ich besprach das mit dem Tierarzt und sie war dann so weit, dass er ihr ein Gel in die Ohren tun konnte, was so zäh war, dass es ca eine Woche dafür sorgte, dass die Krusten aufweichten. Wir mussten ihr also nichts mehr eingeben, dafür jeden Freitag zum Tierarzt, um das Gel zu erneuern.
Langsam fasste sie wieder Vertrauen, ihre Angriffe auf uns gingen aber weiter. Ich las jeden Tag Berichte darüber, dass Katzen keine Einzelgänger sind, was eine Einzelhaltung aus ihnen macht und wie einsam sie sind, wenn keiner da ist. Jeden Tag saß ich weinend vor dem Laptop und las meinem Freund vor, wie schrecklich das alles für Kati sein musste. Vor allem machte mich total fertig, dass es noch 10 unendlich lange Wochen für sie waren, in denen sie alleine sein musste ohne das Wissen, dass es bald Aussicht auf eine Gefährtin geben würde, ohne Hoffnung, dass sie irgendwann nicht mehr einsam sein musste.
Wie schrecklich musste das für sie sein? Ich konnte ihr ja nicht erklären, dass sie noch warten musste.
Mein Freund sagte dann: „Und die sind sich sicher, dass das aufhört, wenn die jemanden zum spielen hat?“
Ich bejahte.
„Na dann in drei Gottes Namen, dann schau dich halt mal um, die 10 Wochen überstehen wir schon noch mit 2 Katzen.“
Überglücklich tippte ich die URL vom Tierheim in die Adresszeile meines Browsers……
Käthe ist seit 2011 an meiner Seite und die absolute Chefin meines Rudels. 💓
Jeder Blick von ihr ist voll von so viel Wissen und Verstehen. Ich fühle sie in jedem Moment meines Lebens an meiner Seite und ganz tief in meinem Herzen.
So wird es immer sein.