Kumpel wider Willen
In den nächsten Tagen meldete sich niemand auf die ganzen Anzeigen, die Mama überall geschaltet hatte. Auch im Tierheim hatte keiner angerufen, der den schwarzen Peter vermisste. Also blieb er bei uns.
Mama und Papa hatten ihn natürlich sofort lieb. Sie spielten mit ihm, kuschelten und streichelten ihn genauso wie uns andere auch. Begeistert war ich davon nicht so richtig. Zwar schien er ganz okay zu sein, aber ich mag es nicht so gerne, wenn Dinge plötzlich anders sind als sonst. Als ich meine „dollen 5 Minuten“ hatte, rannte der Peter hinter mir her und fand das alles sehr lustig. Wir haben ein wenig fangen gespielt, bis mir dann klar wurde, dass ich eigentlich keine Lust auf ihn hatte.
Immerhin ist er einfach so hier aufgetaucht. Mama meinte, das wäre ich schließlich auch und von den anderen hätte keiner so ein Theater gemacht wie ich jetzt. Ich finde, das kann man nicht vergleichen. Selbst Papa findet es nicht gut, wenn ich den Typen ab und zu nochmal anknurre. Verräter!
Als Papa die Spielangel rausgeholt hat, haben wir abwechselnd ein bisschen damit gespielt. Das war eigentlich ganz schön, weil das meine anderen Geschwister normalerweise nicht so richtig interessiert. Peter hingegen ist da genauso begeistert wie ich. Auch die weichen Bälle, die ich so gern herumtrage und durch die Gegend kicke, findet er gut.
Mama grinst dann immer. Sie meint, wir haben ziemlich viel gemeinsam. Ein kleiner Bruder wäre wohl doch ganz gut für mich. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.
Peter lässt nicht locker
Es stellte sich raus, dass Peter gerne mit mir zusammen sein wollte. Sogar in meiner Lieblingshängematte, in der ich immer mit meiner Nackenkatze liege und mich ankuschle, möchte er auch sein. Die Hängematte ist mir heilig, weil ich da schon von Anfang an immer liege. Die Nackenkatze ist so schön zum kuscheln. Stattdessen liegt nun mein neuer Bruder auch dort. Mama war ganz begeistert, ist rumgerannt und hat ganz viele Fotos von uns gemacht. Wie man unschwer erkennen kann, finde ich das alles ziemlich dreist.
Ein paar Tage später hatte ich mal wieder Lust zu raufen. Ich rannte zu Kenji und biss ihm ins Ohr, damit er vielleicht ein wenig mit mir spielt. Wie meistens hatte der olle Langweiler kein Interesse an einer ordentlichen Klopperei. Frustriert zog ich ab. Peter kam um die Ecke, sprang mich an und wir rauften und kloppten uns wie die Verrückten. Quietschend und gurrend rannten wir durch die Wohnung, raus in den Garten und wieder rein aufs Bett. Dort flogen noch mal richtig die Fetzen, bis wir beide total fix und fertig hechelnd liegen blieben. Das hatte mal so richtig gut getan.
Ein Bruder
Peter schien auch ziemlich happy zu sein. Sein Fell war ganz unordentlich geworden und auf seinem Kopf standen ein paar Haare komisch ab. Das sah komisch und lustig aus. Damit die anderen nicht über ihn lachten, beschloss ich, ihn eben ein wenig zu putzen und sein Fell wieder glatt aussehen zu lassen. Da oben kam er ja selbst nicht richtig hin. Peter schnurrte. Offensichtlich mochte er gerne geputzt werden.
Mama hatte uns die ganze Zeit beobachtet. Sie stand in der Tür und weinte. Ich schaute Mama an und war ganz verwirrt. Sie setzte sich zu uns und streichelte uns beide. Papa kam auch dazu. Sie fragten mich, ob ich einen kleinen Bruder haben wollte. Ich schaute zu Peter herüber, der sich schon wieder heimlich an mich gekuschelt hatte. Eigentlich war er ja ganz in Ordnung. Mit ihm konnte man prima rennen und kloppen.
Ich war einverstanden. Jetzt habe ich einen kleinen Bruder!