Der neue Typ
Mama kam die Treppe runter, ein Schälchen Futter in der Hand. Fast wäre sie über mich gefallen, weil ich mich zwischen zwei Treppenstufen versteckt hatte. Sie meckerte ein wenig mit mir, weil ich eigentlich oben bleiben sollte. Sie rief den kleinen Typ, der bisher noch in seiner Box saß. Er gab ein leises Geräusch von sich, woraufhin ich direkt anfing zu knurren. Mama stellte das Schälchen auf Papas Schreibtisch und schickte mich nach oben. Ich sollte nicht mehr runter kommen, bis ich mich beruhigt hatte.
Ich konnte hören, wie sie den Korb öffnete. Kurz darauf vernahm ich gieriges Schmatzen, dem Typ schmeckte es hier offensichtlich ziemlich gut. In der Zwischenzeit telefonierte Mama mit dem Tierheim. An dem Klang ihrer Stimme merkte ich, dass sie nicht gerade begeistert war. Sie rief danach Papa an und regte sich furchtbar auf. Das Tierheim hatte ihr gesagt, dass sie den kleinen Kerl dort hinbringen sollte und zwar sofort, ohne beim Tierarzt den Chip auslesen zu lassen. Sollte Mama das nicht machen, wäre das Tierheim nicht mehr zuständig und würde den Kater nur gegen Zahlung einer Abgabegebühr entgegen nehmen, weil Mama ja die Verantwortung für ihn übernommen hätte, indem sie ihn füttert und mit ihm zum Tierarzt ging.
Mama war richtig sauer. Sie sagte, das könnte doch nicht sein, dass man ihr jetzt den schwarzen Peter zuschieben würde, sich um das Tier zu kümmern. Soso, Peter hieß der Neue also.
Etwas später schnappte Mama sich den Korb und ging zum Tierarzt. Eigentlich wollte sie ziemlich schnell wieder da sein, weil sie ja noch rechtzeitig zum Tierheim fahren wollte. Sie kam aber erst spät, beim Tierarzt war es wohl sehr voll gewesen. Der komische schwarze Peter hatte wohl keinen Chip und sonst auch nichts, also keine kleinen Mitbewohner. Mama war beruhigt, allerdings musster er heute bei uns schlafen, da das Tierheim schon geschlossen hatte. Papa war nicht begeistert, ich auch nicht.
Papa war ja noch auf der Arbeit. Als er von der Spätschicht nach Hause kam, rannte ich sofort zu ihm und erzählte ihm lautstark, was ich von der ganzen Sache hielt. Papa versprach, sich den Typen einmal genauer anzusehen. Also ging er in den Keller, wo Mama den Kerl mittlerweile aus der Box gelassen hatte, weil er ja schlecht die ganze Nacht dort drin bleiben konnte.
Vorsorglich ging ich auch noch mal in den Keller, um dem Peter zu sagen, dass er sich bloß nicht nach oben wagen sollte. Papa streichelte ihn gerade, was mir dann komplett gegen den Strich ging. Ist schließlich MEIN Papa. Ich sollte näher kommen und mir den Typen genauer ansehen. Da Papa dabei war, habe ich mich näher ran getraut. Mir fiel auf, dass ich viel größer war und Papa meinte, ich soll mich anständig benehmen und ein großer Junge sein. Na toll. Hatte der Neue den Papa schon um die Kralle gewickelt.
Mama telefonierte inzwischen mit dem Katzenschutzbund und fragte dort um Rat, da das Tierheim den Kater ja nun nicht mehr ohne weiteres annehmen wollte.
Pflege auf Zeit
Es wurde beschlossen, dass der komische Peter erst einmal zur Pflege hierbleiben würde. Inzwischen wurde er überall inseriert, damit seine Mama und Papa ihn wiederfinden könnten.
Am Abend war ich dann bei Papa auf der Couch. Mama und Papa überlegten nach einem Namen, wobei er doch schon einen hatte. Schwarzer Peter, oder?
Es hat eine ganze Weile gedauert, bis Mama und Papa das auch kapiert haben. In der Zwischenzeit kam der kleine Typ nach oben und hat sich einfach mit auf die Couch gelegt. Zu mir dazu.
Mein Blick sagt alles, oder?