Jetzt ist schon fast ein halbes Jahr vergangen, seit Mama mich an den Computer gelassen hat. Ständig habe ich ihr in den Ohren gelegen, dass ich so viel zu erzählen habe, aber sie wollte einfach nicht auf mich hören. Sie hat sogar Sachen gesagt wie: „das liest ja sowieso keiner!“
Da hab ich ihr aber gehörig die Meinung gegeigt. Selbst wenn es nur einer liest und dadurch Freude hat, haben wir doch schon viel erreicht. Das musste Mama dann auch einsehen und siehe da: Ich bin zurück.
Jetzt muss ich gleich mal über meinen Bruder Kasimir lästern. Der hat nämlich ein haariges Problem. Er ist der einzige von uns mit langen Haaren, und zwar ultra lang, dicht und plüschig. Mama sagt immer, er sei eine Wollwurst, was sich irgendwie nicht so nett anhört.
Kasimir mochte sich anfangs nicht bürsten lassen und als Mama und Papa ihn aus der Wohnung holte, wo er beim Umzug zurückgelassen worden war, war er völlig verfilzt. Der Tierarzt hat das alles abrasiert, trotzdem konnte Kasimir es gar nicht leiden, wenn er gebürstet werden sollte. Er hat Mama oft gebissen und gekratzt.
Stellt euch vor, Mama und Papa haben ihm dann einen Friseur gesucht. Habt ihr sowas schon mal gehört?
Wir haben immer sehr gelacht, wenn er wieder vom Friseur nach Hause kam und uns furchtbar über seine Kurzhaarfrisur lustig gemacht. So sehr, dass er sich die ersten Tage danach kaum aus seiner Höhle getraut hat. Mama hat sehr mit uns geschimpft, weil das gemein und grausam wäre. Verfilzt zu sein täte furchtbar weh und Optik wäre nicht alles. Es wäre besser für unseren Bruder, wenn er sich nicht kämmen lässt, dass er dann kurze Haare hat.
Als Kasi dann ein paar Jahre kurze Haare hatte, hat Mama es mit einer anderen Art Bürste versucht, nämlich ihrer eigenen Haarbürste. Sie hat sich natürlich selbst eine neue gekauft und die alte dann für uns benutzt. Komischerweise mochte Kasimir diese Bürste und fing an, Gefallen daran zu finden.
Mittleriweile kommt Kasi jeden Morgen zu Mama, während sie ihren Kaffee trinkt und lässt sich von ihr bürsten. Er schnurrt dabei wie wild und genießt das Ganze sichtlich.
Seitdem muss er nicht mehr zum Friseur und kann seine Haare wieder lang haben. Er ist also wieder die alte Wollwurst, die er früher immer war und wir machen uns nicht mehr heimlich über ihn lustig.
Zwischendurch hat er trotzdem immer mal wieder kleine, filzige Stellen, die Mama dann mit der Hand ganz vorsichtig rauszieht. Das lässt er sich gut gefallen und hat endlich aufgehört, Mama zu beißen.
Ich selbst halte ja vom gebürstet werden auch überhaupt nichts. Aber sollte jemand auf die Idee kommen, mich zum Friseur zu bringen, dann ist aber was los.
Mama sagt, ich soll nicht so große Töne spucken, sie hätte sich gestern erst eine eigene Schermaschine bestellt. Was sie nur damit vor hat…..